Am 9. Dezember 2023 fand in einer der kleinsten Galerien in Hessen – im 17qm- Raum für Möglichkeiten in Marburg – die Ausstellungseröffnung von »you am i« des Kasseler Künstlers Lutz Freyer statt.
»you am i«. I am you? Who am I? Du und ich – Spiegelbilder oder Gegensätze? Ich und du – ohne das eine gibt es das andere nicht. Ein ich dreht sich um und ist ein du. Bezüge und Verbindungen entstehen, weiten sich aus und verschwinden wieder, alles ist in Bewegung. Im Aufeinandertreffen von Pflanzen, Tieren, Menschen, von Räumen und Zeiten, kommt die Frage auf: Wer ist eigentlich dieses »ich«? Lutz Freyer spürt in seinen Zeichnungen diesen Bezügen nach, mit Bleistift und sparsamen Farben. Linien oder Flächen aus aufgerauhtem Papier bewirken, dass man in die Zeichnungen hineingerät oder sie einem entgegenkommen.
Die aus Seoul stammende Künstlerin Yi Dahn hat mit Freunden vergangenen Sonntag zu einer Performance auf den Königsplatz eingeladen. Unter dem Titel Rewriting the Obelisk forderte sie das Publikum auf den am Obelisken angebrachten Satz zu vervollständigen. Wir waren vor Ort und haben mit der Künstlerin und dem Publikum gesprochen. Wir wünschen spannende Erkenntnisse!
Hier der Text von der Facebook Seite zur Performance:
***English version below***
Performance von Yi Dahn: Rewriting Obelisk (Neuschreiben des Obelisken)
Der plötzliche Abbau des Obelisken auf dem Kasseler Königsplatz bedeutet eine tiefe Narbe – nicht nur für die Freiheit der politischen Sicht auf Kunstwerke, sondern auch für jeden Kampf ums Überleben als „Fremdling“ in diesem Land. Obwohl nun beschlossen wurde, dass der Obelisk schließlich doch in Kassel bleiben kann, nicht an dem Ort seiner Bestimmung wohlbemerkt, gilt es weiterhin zu hinterfragen auf welche gewaltsame Art und Weise das ortsspezifische Kunstwerk aus dem Stadtzentrum entfernt wurde.
Um diese Kritik zu inszenieren und Mitgefühl zu kultivieren, plant Yi Dahn eine Performance, bei der sie mit Kreide den Satz „I was a stranger and …“ fortlaufend wiederholt. In jeder möglichen Sprache wird der Satz auf den Asphalt rund um die Stelle geschrieben, die bis vor kurzem noch von dem Obelisk besetzt war, bis der Kasseler Königsplatz vollständig mit den Worten bedeckt ist. Dieser Akt ist als Widmung gedacht, an den Einsatz all der Personen, die im Glauben an Mitmenschlichkeit mit diesem Thema zu kämpfen haben.
Um die Performance zu vervollständigen, begrüßt die Künstlerin die Teilnahme des Publikums unterschiedlichster kultureller Hintergründe – je mehr, desto besser – denn die wahre Bedeutung der Performance liegt im Prozess selbst, der zeigt: Solidarität ist niemals vergebens und wir können wiedereinmal bestätigen, dass Vielfalt uns alle verbindet und bereichert, und uns Kraft gibt, in eine bessere Zukunft zu gehen.
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Performance by Yi Dahn: Rewriting the obelisk
The sudden dismantling of the obelisk on the Kasseler Königsplatz has left a deep scar – not only for the freedom of a political view on works of art, but also on every struggle for survival as a “stranger” in this land. Although it was decided to keep the obelisk on another place in the city afterall, still there has been left the question whether this could justify the violent way that this site-specific work has been removed from the city center.
To contemplate this matter, Yi Dahn would like to make a performance by repeatedly writing sentences starting with “I was a stranger and …” in every language possible with chalk on the ground around the place which was recently occupied by the obelisk until the Kasseler Königsplatz is completely filled. It is meant as a dedication to the effort of all people who have struggled with this issue in the faith of humanity.
To complete this performance, the artist would like to welcome the participation of an audience with various cultural backgrounds – the more the better – since the true meaning of this performance lies in the process itself as solidarity is never in vain: again we can confirm that hope always remains as long as diversity embraces and enriches one another, giving strength to continue forward into a better future.
Während der Performance Wochen der documenta 14 in den Kasseler Henschel-Hallen waren wir für Euch vor Ort! Wir sind beim Publikum u.a. der Frage nachgegangen welche Rolle Performances zur d14 spielen und was man sonst so fragen kann, wenn man unmittelbar vor und nach der Veranstaltung am Tatort Kunst ermittelt.
Heute seht Ihr Auszüge der Performance Private Song von Alexandra Bachzetsis, die die Henschel-Hallen vom 10. bis 13. Juli bespielt hat.
Credits:
Alexandra Bachzetsis
Private Song (2017)
Performance
im Auftrag des Frans Hals Museums/De Hallen, Haarlem; Volksbühne, Berlin; und der Schering Stiftung, Berlin; unterstützt durch die Stichting Ammodo
Henschel-Hallen, Kassel
Tänzer_innen: Alexandra Bachzetsis, Sotiris Vassiliou und Thibault Lac
Während der Performance Wochen der documenta 14 in den Kasseler Henschel-Hallen waren wir für Euch vor Ort! Wir sind beim Publikum der Frage nachgegangen, welche Rolle Performances zur d14 spielen und was man sonst so fragen kann, wenn man unmittelbar vor und nach der Veranstaltung am Tatort Kunst ermittelt.
Den Anfang macht heute Kettly Noël, die mit Errance am 19. und 20. Juli die Henschel-Hallen bespielt hat.